NABU Östlicher
Kraichgau
Wer schützt unsere Amphibien?
Die Geschichte der Amphibienwanderung fängt vor etwa 350
Millionen Jahren an, als die Vorfahren unserer heutigen
Lurche aus dem Meer stiegen und das Land besiedelten. Ganz
aber haben Sie sich trotz der Jahrmillionen nicht an das
Land gewöhnt, denn um sich fortzupflanzen müssen die meisten
Arten zurück zum Wasser. Ein Jammer, denn die Natur hat mit
dem ‚Fortschritt’ Mensch nicht gerechnet. Die jährliche
Wanderung von Kröten, Molchen & Co. zum Laichplatz ist zum
Spießrutenlauf gegen den modernen Autoverkehr geworden.
Millionen sterben unter Autorädern auf den Straßen, die sie
überqueren müssen um zu ihren angestammten Laichplätzen und
zurück zu ihrem üblichen Lebensraum zu kommen. Dies stellt
eine
zusätzliche
Gefahr zu der allgemeinen Verschlechterung ihres
Lebensraumes und der drohenden Klimaänderung dar.
Um
ein wenig Ausgleich zu schaffen, werden Jahr für Jahr
Kröten, Frösche, Molche und Co. von Ehrenamtlichen und
Freunden des NABU frühmorgens und abends eimerweise über die
Straßen, die sie von ihr Laichplätzen trennen, getragen. Für
manche von uns, die die Vorstellung Amphibien anzufassen,
auch mit Handschuhen, einen Schauer über den Rücken laufen
lässt, stellt sich der Frage, was für Menschen tun so was?
Wahrscheinlich seltsame Ökofreaks, die sonst nichts zu tun
haben. Es sind aber ganz normale
Menschen, Berufstätige aus allen Bereichen,
Hausfrauen, Schüler und Rentner die den frühen Gang zum
Schutzzaun mit Ihren sonstigen täglichen Verpflichtungen
vereinbaren und damit einen enormen Beitrag zur dem
Erhalt der ökologischen Vielfalt leisten. Keine
‚Ökofreaks’ sondern ökologisch interessierte Mitbürger, und
nebenbei es ist durchaus möglich eine
Art Beziehung zur den Schutzbefohlenen Amphibien
aufzubauen.
Im östlichen Kraichgau gibt es 10 Straßenbereiche die mit
Schutzzäunen von einer Gesamt länge von circa 5 km versehen
werden. Die Zäune werden Anfang März, an manchen Stellen im
Februar aufgestellt, denn das Laichen fängt je nach
Wetterlage Ende Februar an. Gewöhnlich wandern zuerst
Frösche, kurz danach kommen die Erdkröten dazu und darauf
die Molche. Zuletzt kommen Feuersalamander, die das
Wasser zwar zum paaren nicht brauchen, aber die von dem
Weibchen getragenen Larven müssen, um sich weiter zu
entwickeln, im Wasser abgesetzt werden. Es gibt enorme
Zahlenschwankungen, die nicht nur mit der derzeitigen
Wetterlage zu erklären sind. Sowohl in der jährlichen
Gesamtmenge der gesammelten Amphibien, als auch in der
Zusammensetzung der Arten von Strecke zu Strecke. In
Obergimpern zum Beispiel wurden für die Jahre 2006 und 2007
sehr hohe Zahlen für Erdkröten gemeldet, in beiden Jahren
über 1,500. Seitdem gehen die Zahlen zurück und dieses Jahr
wurden nur 274
Erdkröten gemeldet. Die Römersee-Strecke hat
mit 411 Erdkröten
dieses Jahr höhere Zahlen für Erdkröten als in 2006, obwohl
auch dort in den Jahren 2007 und 2008 die Zahlen rückgängig
waren. An den Heinsheimer Strecken waren hauptsächlich
Frösche unterwegs, wobei die Zahl stabil blieb aber, die
Zahl der Erdkröten war niedriger als sonst. Einige Molche,
Eidechsen und Salamander waren auch in alle Strecken dabei.
Insgesamt war die Zahl der im östlichen Kraichgau
gesammelten Amphibien niedriger als 2008.
Es kann aber
nicht sein, dass Amphibienschutz
nur aus diesem ehrenamtlichen Dienst
besteht, so heldenhaft er auch ist. Wie in anderen
Naturschutzbereichen gibt es ganz andere Möglichkeiten, nur
muss unsere Gesellschaft
bereit sein, diesen Weg
zu gehen, was unter anderem bedeutet, öffentliches
Geld für die Erhaltung der Artenvielfalt die im weitesten
Sinn die Erhaltung unserer Nachfahren sichert, auszugeben
denn der Mensch ist unabkömmlich mit seiner Umwelt
verbunden.
NABU-Landeschef Dr. Andre Baumann fordert ein ganzheitliches
Schutzkonzept in dem neben Strassendurchlässen mit
Leitsystemen auch die Lebensräume der Amphibien verbessert
werden. Eine weitere Möglichkeit sei zudem, Biotope
aufzuwerten und Zusatzlaichgewässer anzulegen. „Wenn die
Tiere bereits vor der Straße ein geeignetes Gewässer finden
und der Straßenübergang versperrt ist, weichen sie auf die
neuen Tümpel und Seen aus – auch das kann das Problem lösen.
Allerdings ist hier eine gewissenhafte Planung nötig, um die
Situation nicht zu verschlimmern, sondern zu verbessern“,
erklärt Baumann.
Bis es soweit ist, einen herzlichen Dank an alle die, die
bundesweit Schutzzäune aufstellen und Amphibien betreuen.
Insbesondere danken wir Beate Dihlmann-Weber, Thomas Gambke,
Albrecht Hupp, Frau Kraus, Frau Kronas, Michaela Lohmann,
Frau Rose, Adalbert Schmezer, Herbert Schmitt, Johannes Schmitz,
Franz Schremmer, Lars Schubert und Carmen Steeb die die
Amphibien im östlichen Kraichgau, oft seit vielen Jahren,
betreuen. Der Dank geht auch an die Mannschaft der
Straßenmeisterei Bonfeld, die die eingelagerten mobilen
Zäune rechtzeitig ausliefern und den Abbau der Anlagen
übernehmen.
Weiter Informationen über Amphibien finden Sie in Internet
unter:
www.nabu.de/tiereundpflanzen/amphibienundreptilien/
Der NABU Östlicher Kraichgau freut sich über Interesse und
Mithilfe. Und so erreichen sie uns:
Adrienne
schmezer – Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Tel: 07264 5509
E-Mail: adrienne.schmezer@t-online.de