Knochenarbeit für Farn und
Feuersalamander
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Kräftig zu arbeiten hatten die Freiwilligen beim
ersten Landschaftspflegetag der Stadt Bad Rappenau –
und das bei traumhaftem Blick auf das Neckartal.
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Von Oliver Schüle.
Bad Rappenau-Heinsheim. Während das
Neckartal am frühen Samstag Vormittag noch unter dicken
Nebelschwaden schlummerte, wurde unweit der Burg Ehrenberg
auf luftiger Höhe kräftig geschafft. Auf ehemaligen
Weinberghängen fand der städtische Landschaftspflegetag
statt, der gut zwei Dutzend Natur- und Pflanzenfreunde
anzog.
Trotz niedriger Temperaturen waren auch
Bad Rappenaus OB Hans-Heribert Blättgen, Mitglieder des
Gemeinderats sowie der örtlichen
NABU-Gruppe
Östlicher
Kraichgau gekommen. Zum
ersten Mal war der Aktionstag von der Stadt, dem
NABU Bad Rappenau sowie
dem Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Heilbronn
(LEV, siehe Stichwort) in der Kurstadt ausgeschrieben
worden.
"Alle Heinsheimer Vereine und die aus der
Gesamtstadt, die etwas mit Natur zu tun haben" hatte
Stefanie Mies vom städtischen Tiefbauamt schriftlich zur
Aktion eingeladen, neben den Bekanntmachungen in der Presse.
"Ganz so schlecht hätte ich es nicht erwartet", kommentierte
sie die ziemlich gegen Null gehende Resonanz: aus den
angeschriebenen Vereinen kam keiner und etwa knapp eine
Handvoll Leute über die Presseausschreibung. "Wir sind das
gewohnt", sagt Franz Schremmer, Vorstand der
NABU-Gruppe östlicher
Kraichgau, zeigt aber
Verständnis: "Alle Vereine haben derzeit ihre
Schwierigkeiten, Leute zusammen- zubekommen." "Wir sind
froh, dass es den Aktionstag gibt", sagt Schremmer, der mit
seinen Aktivisten längst nicht mehr alle schützenswerten
Naturschutzflächen betreuen kann. Er hofft wie alle
Beteiligten auf den Wiederholungseffekt. Denn
Landschaftspflegetage soll es in Bad Rappenau jedes Jahr
geben. "Wir haben genügend Naturschutzgebiete, in denen
immer etwas getan werden muss", so Stefanie Mies mit Blick
auf Flächen in Obergimpern und Wollenberg.
Auf dem steilen Hang des Heinsheimer
Gewanns "Gäßnersklinge-Hohberg" galt es am Samstag zunächst
kräftig Hand anzulegen: unzählige Trockenmauern der
ehemaligen Weinberghänge mussten von Bäumen, Sträuchern und
Gestrüpp befreit werden. Und das war echte Knochenarbeit,
denn aufgrund der steilen Hanglage war – abgesehen von
Motorsense und Motorsäge – ein großflächiger
Maschineneinsatz gar nicht möglich. Soweit möglich, wurde
das Reisig gleich an Ort und Stelle verbrannt.
Im Heinsheimer Hohberg gilt das Augenmerk
der Naturschützer vor allem selten gewordenen
Eidechsenarten, wie dem Feuersalamander und dem rar
gewordenen Schriftfarn. Der ist vom Aussterben bedroht und
wächst normalerweise in kalkhaltigen Felsspalten und
Mauerritzen mediterraner Standorte. Am sonnigen Hang der
Heinsheimer Weinberge liegen die größten Vorkommen der
selten gewordenen Pflanze im ganzen Regierungsbezirk.
"Deshalb muss die Verbuschung dringend zurückgenommen
werden", erläuterte Ogger. Er hofft gleichzeitig, dass
jemand zur zukünftigen Pflege der Fläche gefunden werden
kann – gegen Entlohnung, denn dafür gibt es Gelder vom Land
und der EU.
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